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Zahnfleischbluten – ein wichtiges Alarmzeichen!

Viele Patienten berichten auf Nachfrage, dass es bei ihnen während des Zähneputzens regelmäßig zu Zahnfleischblutungen kommt. Allzu oft wird diesem Phänomen jedoch keine große Bedeutung beigemessen, da es mit keinerlei Schmerzen verbunden ist und im Normalfall nach kürzester Zeit wieder verschwindet.
Leider ist es aber so, dass es sich – im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, gelegentliches Zahnfleischbluten sei „ganz normal“ – um ein wichtiges Alarmzeichen unseres Körpers handelt. Dieses zu ignorieren kann dazu führen, dass sich aus einem anfangs eher harmlosen Bluten des Zahnfleisches eine Parodontitis, also eine schwerwiegende Erkrankung des Zahnhalteapparates mit der möglichen Folge von Zahnverlusten, entwickeln kann.

Was aber ist nun die Ursache von Zahnfleischblutungen?

Hierbei handelt es sich um eine Entzündungsreaktion des Körpers. Verursacht durch nur unzureichend entfernte Beläge oder Zahnstein, können sich Bakterien in großer Zahl auf den Zähnen und dem angrenzenden Zahnfleischsaum ansammeln. Dies führt in der Folge dazu, dass sich das Zahnfleisch in diesen Bereichen zu entzünden beginnt. Hierbei werden vom Körper entzündungshemmende und entzündungsbekämpfende Stoffe mit dem Blut an den Ort der Entzündung transportiert. Aus diesem Grund erscheint, wegen der stärkeren Durchblutung, der Zahnfleischrand stark gerötet und leicht angeschwollen. Um nun die Bakterien direkt mit den körpereigenen Abwehrstoffen bekämpfen zu können, lockert sich das Bindegewebe am Zahnfleischrand, um ein Durchdringen der Abwehrstoffe zu ermöglichen. Dies ist dann auch die Ursache für das beim Zähneputzen auftretende Zahnfleischbluten. Durch den mechanischen Reiz der Zahnbürstenborsten bei der Berührung des Zahnfleischrandes platzen kleinste Adern auf, die auf Grund der oben beschriebenen Zusammenhänge übermäßig stark durchblutet sind. Die Schlussfolgerung vieler Patienten, es sei dann wohl das Beste, man lasse das mit dem Zähneputzen – zumindest an dieser Stelle – besser bis auf Weiteres, ist leider genau die falsche. Denn die eigentliche Ursache des ganzen Geschehens ist in einem übermäßigen Vorhandensein von bakteriellen Belägen (Plaque) und Zahnstein zu finden. Hiervon ist zumindest die Plaque durch eine verstärkte häusliche Mundhygiene mit einfachen Mitteln zu entfernen. Auch wenn es dabei in der Anfangsphase zu einer sichtbaren Zunahme der auftretenden Blutungen des Zahnfleisches beim Zähneputzen kommen wird, ist dies nicht weiter beunruhigend. Nach etwa einer Woche intensiver, 2-3x täglicher Zahnreinigung wird sich dieses Phänomen fast ganz erledigt haben. Leider ist es nicht möglich, auch den Zahnstein alleine mit der Zahnbürste zu entfernen, da dieser als harte Kalkschicht dem Zahnschmelz zu fest anhaftet. Dies ist nur mit zahnärztlichen Geräten in der Praxis möglich. In dieser Sitzung werden dann im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung alle noch vorhandenen harten und weichen Zahnbeläge entfernt. Mittels einer abschließenden Politur und Fluoridierung aller Zahnoberflächen wird dabei auch einem erneuten Auftreten von Zahnfleischblutungen sinnvoll vorgebeugt.

Parodontitis – wenn der Zahn den Halt verliert

Die Parodontitis, in der Werbung häufig auch als Parodontose bezeichnet, ist eine Erkrankung des Zahnhalteapparates. Hierbei gehen die den Zahn im Kiefer haltenden Strukturen verloren.
Eine frühe Form der Zahnfleischerkrankung ist die sogenannte Gingivitis. Es handelt sich hierbei um eine entzündliche Veränderung des Zahnfleisches, die jedoch in der Regel mit einfachen Maßnahmen wie der professionellen Zahnreinigung und einer intensivierten häuslichen Mundhygiene in den Griff zu bekommen ist. Studien zufolge leiden etwa 80 % der Bevölkerung an einer solchen Gingivitis. Anzeichen hierfür kann zum Beispiel Zahnfleischbluten während oder nach dem Zähneputzen sein. Bei einem Teil der betroffenen Patienten bleibt es allerdings nicht bei der oberflächlichen Entzündung des Zahnfleisches, sondern diese setzt sich in der Tiefe fort. Häufig wird dieser Prozess allerdings erst dann vom Patienten bemerkt, wenn es bereits zu einem Knochenabbau im Zahnhalteapparat gekommen ist, da dieser in den meisten Fällen völlig schmerzfrei abläuft. Aus diesem Grund ist in unseren Breiten die Parodontitis die Hauptursache von Zahnverlust. Etwa 10-15 % der Erwachsenen leiden bemerkt oder unbemerkt an dieser durch bakterielle Beläge (Plaque) hervorgerufenen Zahnbetterkrankung. Das Ausbrechen dieser Krankheit, also das Umschlagen einer Gingivitis in eine Parodontitis, ist jedoch von verschiedenen Begleitfaktoren abhängig. Häufig spielen erbliche Faktoren eine entscheidende Rolle. Menschen, bei denen in der Familie gehäuft Parodontitis aufgetreten ist, tragen ein erheblich höheres Risiko, selbst einmal daran zu erkranken. Weitere Risikofaktoren sind das Rauchen, Zuckerkrankheit oder auch psychischer Stress. Was kann man dagegen tun? Hauptansatz aller zahnärztlichen Maßnahmen ist die möglichst frühzeitige Erkennung einer vorliegenden Parodontitis und die anschließende vollständige Entfernung der sie verursachenden Bakterien. Hierbei kommen je nach Schwere des Ausgangsbefundes verschiedene, ineinandergreifende Therapieformen zum Einsatz. Am Anfang steht die professionelle Reinigung aller Zahnflächen von Plaque und Zahnstein, um dem Patienten die Möglichkeit zu verschaffen, die Erkrankung durch eigene Putzbemühungen in den Griff zu bekommen. Zeigt sich jedoch, dass dies trotz guter eigener Mundhygiene auf Grund der zu tiefen Zahnfleischtaschen nicht ausreicht, werden diese vom Zahnarzt in örtlicher Betäubung einzeln von Bakterien und Belägen gereinigt und mit desinfizierenden Lösungen gespült. In den allermeisten Fällen lässt sich so das weitere Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und häufig sogar eine deutlich messbare Verringerung der bestehenden Zahnfleischtaschen erreichen. Diese sind dann im Normalfall auch mit einer guten häuslichen Mundhygiene und der Verwendung von Zahnseide oder Zahnzwischenraum-Bürstchen gut vom Patienten selbst zu reinigen. Entscheidend für den langfristigen Erfolg einer solchen Therapie ist jedoch die sich daran anschließende regelmäßige Kontrolle und professionelle Zahnreinigung in der zahnärztlichen Praxis.

Eine Belastung für den ganzen Körper

Eine Parodontitis ist eine unangenehme Sache. Wenn sie auch häufig völlig unbemerkt beginnt, so sind ihre Folgen doch teilweise umso dramatischer. Zähne werden locker, immer wiederkehrende Entzündungen von vertieften Zahnfleischtaschen können unangenehme Schmerzen verursachen. In fortgeschrittenen Stadien kann es auch zum Verlust einzelner Zähne kommen mit der daraus entstehenden Notwendigkeit von Zahnersatz. Doch leider ist die Parodontitis keine nur auf den Zahn-, Mund- und Kieferbereich beschränkte Krankheit! Vielmehr können sich die Folgen eine bakteriellen Erkrankung auf den gesamten Körper ausbreiten. Zahlreiche Studien haben eindeutig gezeigt, dass bei Patienten mit unbehandelter Parodontitis ein zweifach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Kreislauferkrankungen besteht. Schwangere mit einer Parodontitis tragen das erhöhte Risiko einer Frühgeburt und Babys solcher Mütter haben häufig ein niedrigeres Geburtsgewicht. Das Bestehen einer Zuckererkrankung (Diabetes) ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung einer Parodontitis. So erhöht sich dieses nicht nur um den Faktor 3, sondern beeinflusst auch den Schweregrad der Entzündung. Es hat sich aber auch im umgekehrten Fall gezeigt, dass die Diabetestherapie nach erfolgreicher Parodontitisbehandlung deutlich erleichtert wird. Auch im Zusammenhang mit einer Osteoporose kann die Behandlung einer bestehenden Parodontitis zu einer deutlichen Verbesserung des gesamten Krankheitsbildes führen. Jüngste Untersuchungsergebnisse haben vor Kurzem auch einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Arteriosklerose nachgewiesen. Durch eine erfolgreiche Parodontitisbehandlung können die für die Arteriosklerose entscheidenden entzündungsfördernden Faktoren reduziert werden. Es wird somit deutlich, dass eine bakterielle Infektion in der Mundhöhle wie die Parodontitis in ihren möglichen Auswirkungen auf den Gesamtorganismus keinesfalls zu unterschätzen ist.